Wenn ich an Gerd Reese denke, habe ich immer noch einen äußerst gut gelaunten, sympathischen, hilfsbereiten Kollegen vor Augen. Gerd war extrem fleißig. Er war morgens immer der Erste, der einen Kunden zur Beratung in sein Zimmer holte. Dabei war er stets zuvorkommend, aber bestimmt. Alle Kollegen und Kolleginnen haben es immer als sehr erfrischend empfunden, wenn er gelegentlich einem Kunden, der ausufernde Fragen stellte augenzwinkernd erklärte, dass ihm seine Rentenbeiträge ca. 0,9 Promille seines aktuellen Jahresbruttoeinkommens an Rentensteigerung bringt. Eine weitere Nachfrage hat es dann nie gegeben.
Gerds Tag / Leben schien für uns sehr strukturiert. Um 11 Uhr trank er ein Tasse Instantbrühe, in der Mittagspause las er einen Roman oder löste Kreuzworträtsel und um halb vier schälte er täglich eine Apfelsine. Donnerstagabend war Hähnchentag. Seit den 1970er-Jahren wusch er sein Haar stets mit Crisan.
Eine Geschichte ist allen Mitarbeitenden der Rentenberatungsstelle Paderborn ebenfalls in Erinnerung geblieben: Seit langer Zeit war bei Gerds Opel Ascona die Klimaanlage ausgefallen, was ihn auf seinem 25 Kilometer langen Arbeitsweg wohl nie gestört hatte. Als er uns vier Kollegen aber an einem heißen Spätsommertag zur Dienstbesprechung nach Münster mitgenommen hat, sind wir regelrecht gegrillt worden. Die Füße haben trotz offener Fenster geglüht und wir sind tropfnassgeschwitzt angekommen. Trotzdem war es eine unvergessliche Reise, weil Gerds eigener Humor jede Kritik hinwegblies.
Leider hatte er sich seit seiner Pensionierung sehr zurückgezogen, sodass rund 5 Jahre später keiner mehr Kontakt zu ihm hatte.
Nichtsdestotrotz hat uns alle die Nachricht von seinem Tod sehr getroffen. Wir haben einen stets ausgeglichenen tollen Kollegen verloren, der kaum aus der Ruhe zu bringen war. Unser Mitgefühl gilt seinen Töchtern und Verwandten und denen, die ihn gut kannten. Wir werden ihn immer in guter Erinnerung behalten.